Südliche Melodien nicht nur für Mamas

Ehepaar Kellerbauer sang zum Muttertag im Langhaussaal über „Liebesfreud’ und Liebesleid“

Zum Schluss gab ́s gelbe Rosen für die Damen im Saal, wenigstens für einige. Muttertag war ja schließlich, da muss man den Müttern nicht nur was Schönes singen, sondern auch was Handfestes in die Hand drücken. Dabei waren die vielen Damen und einigen Herren auch so recht angetan von den Liedern, Arien und Duetten aus Italien und Spanien, mit denen Leona und Stefan Kellerbauer aus München ihnen am Tag der Mütter im Langhaussaal des Rathauses Cham mit Gefühl, Witz oder Melancholie und kleinen szenischen Darstellungen Ohren und Herz schmeichelten.Die Chamer Kulturreferentin Petra Jakobi hatte es ja bei ihrer Begrüßung der Gäste schon geahnt: „Ihre Eintrittskarte gilt heute als Zugangserlaubnis in einen Wellnessbereich für Auge und Ohr.“ Das Sängerpaar, das an diesem Abend vorzüglich von der Pianistin Rume Urano aus Japan nicht nur begleitet, sondern musikalisch auf Händen getragen wurde, enttäuschte weder Auge noch Ohr der recht zahlreichen Zuhörerschaft. Schon der Auftritt war nett inszeniert: Sie schlendert mit einem Sonnenschirmchen durch den Saal zur Bühne, er trällert ein paar Schritte hinterher und hat mehr seine Weinflasche im Auge als die Reize der Dame. Im Duett der Adina und des Nemorino aus Donizettis „L’elisir d’amore“ kommen sich die beiden nach dem Austausch gegenseitiger Beschuldi-gungen und einer kräftigen Ohrfeige für den Ignoranten aber schließlich doch näher und die Macht des Weines unterliegt der Kraft der Liebe. Freilich scheint in der Weinflasche auch was Besonderes drin gewesen zu sein, jedenfalls stand mit dicken Lettern „Liebestrank“drauf.

Dabei war die zierliche Leona Kellerbauer durchaus auch so recht reizend anzuschauen und ihr Gatte Stefan tat dies im Laufe des Abends auch durchaus des Öfteren mit Wohlwollen. So sangen die beiden ihre Lieder, die ja vornehmlich von Liebesfreud’ und Liebesleid erzählten, nicht nur ausgezeichnet und einfühlsam, sondern lebten sie auch richtig. Da war nichts Gekünsteltes zu hören, wenn natürlich auch die kleinen Spielszenen schon ein wenig plakativ waren, aber ja auch sein müssen, sind sie ja Untermalung des Gesangs. Betrachtend ruhig war die Soloarie „Rondine al Nido“ von V. de Crescenzo, die die Sopranistin mit ihrer klaren, tragenden Stimme wunderschön zum perlenden Piano sang. Das klang selbst in den kräftig zu singenden Höhen nie spitz und man war verwundert, wie das zierliche Persönchen eine solche Stimme haben kann. Genauso wohlklingend der Tenor von Stefan Kellerbauer, der ins Lied „Parla mi d’ amore, Mariu…“ von C. A. Bixio viel Gefühl legte und stimmlich und mit Gesten und Mimik den Liebesschmerz ausdrückte. Und dann zeigten die beiden im Duett „Serenata“ von E. Toselli, dass sie wunderbar miteinander harmonieren, da dominiert keiner den anderen und die Stimmen fügen sich zu einer Einheit. Wie der Lauf eines Baches erklangen die „Deux Arabexques“ Nummer 2 D-Dur von Claude Debussy, die Rume urano nun auf den Flügel zauberte. Zuerst das heitere Plätschern eines jungen Wassers über Steine im Bachbett, ehe das Gewässer scheinbar durch ein Wiesenthal mäandert, nur durch kurze, spritzige Eisoden unterbrochen. Zart perlt schließlich das Nass über ein breites Wehr, bevor es von wilden Strudeln aufgefressen wird und dann doch wieder in heiteres Plätschern übergeht. Eine schöne Geschichte erzählte da die Pianistin auf ihrem Instrument. „Una parola…“,einWortjagt da Andere und so stritten sie schon wieder, die beiden in Donizettis „Liebeselexier“; er benimmt sich aber auch zu rüpel- und machohaft, meint, mit Aufdringlichkeit ans Ziel zu kommen. Aber da stutzt sie ihm Flügel und so finden sie dann doch wieder zusammen. Überhaupt, die schwache Frau zeigte des Öfteren dem so stark auftretenden Mann, wer eigentlich den anderen an der Nase herumführt. So in der Arie „Quel Guando il cavaliere…“ aus Donizettis „Don Pasquale“, wo sie aus kaltem Herzen über die tumbe Männerwelt lacht und aus Überlegenheit ihre Stimme in Koloratur erbeben lässt. Kurz und schmerzvoll antwortete da der Mann mit Puccinis Arie aus „Tosca“, „E lucevan le stelle…“. Zum Glück versöhnten sich die beiden vor der Pause wieder, sodass der spanisch geprägte Teil zwei des Konzerts mit frischem Mut und neu gewandet, spanisch eben, beginnen konnte. „Pore so te quiero“, deswegen liebe ich dich, machten sich beide abwechselnd klar und besangen dann ihr gemeinsames Liebesglück, wobei die Melodie von E. Lecuona eigentlich nicht dem spanischen Muster entsprach, sondern eher in eine italienische Oper passen würde. Da war die Arie „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus Lehárs „Giuditta“ musikalisch nicht weit entfernt und Leona Kellerbauer sang sie mit starkem Ausdruck, sodass sie einzelne Bravo-Rufe dafür bekam. Nach dem spanisch temperament- aber auch gefühlvollen, ja schwärmerischen „Granada“ von A. Lara gab ́s zum Schluss eine Eigenkomposition von Stefan Kellerbauer: „Sangria“. Das fruchtig-spritzige Weingetränk Spaniens. „Sangria, der ist das Leben“, meinte der Sänger und erntete viel Applaus zusammen mit den beiden anderen auch für das gesamte Konzert. Petra Jakobi überreichte noch kleine Geschenke an die Künstler, ehe diese zunächst dem Tag huldigten und das rührselige „Mamma“ sangen und dabei die Rosen an die Damen verteilten. Und ganz am Ende wurde das Publikum eingebunden und Stefan Kellerbauer betätigte sich als Dirigent und es erklang laut im Langhaussaal: „Ajajaja…“ Ein Muttertagskonzert hatte nicht nur die Mamas begeistert.

Von Holder Hierl

Teilen
coded with ❤ by maßarbyte, powered by WordPress