Eine blaue Winternacht war am Samstag in der ehemaligen Synagoge angesagt, dargeboten von dem bekannten Duo Leona und Stefan Kellerbauer aus der bayerischen Hauptstadt. Mit Pianist Florian Markel brachten die Drei im ersten Teil des Konzerts geistliche und weihnachtliche Klänge zu Gehör. Im zweiten Teil wechselten sie zur leichten Muse, zum Schluss sogar mit Wiener Operettenmelodien. Und zur Krönung nach drei Ohrwurm-Zugaben und bei viel Applaus wurde getanzt. Wiener Walzer, was denn sonst?
Doch zunächst gab’s schwere Kost. Mit Händels „Ombra mai fu“ besingt Perserkönig Xerxes den Schatten seiner Lieblingsplatane, die er aus lauter Begeisterung umarmt. Die heilige Musik umfasste „Panis angelicus“ von Cäsare Frank ebenso wie Mozarts „Laudate Dominium“. Bei ihren Duetten waren vollkommene Harmonie und Gänsehaut-Feeling angesagt. Das atemberaubend schöne rote Abendkleid mit den glitzernden Pailletten stand der zierlichen, aber stimmgewaltigen Sängerin mit dem glasklaren Sopran genauso gut wie das züchtige dunkle, das sie im ersten Teil des Konzerts trug. Ihre Singtechnik war atemberaubend, wenn sie in allen Sopranlagen das Pianissimo so in den ehemaligen Betsaal der Synagoge hauchte, dass es im hintersten Winkel noch gehört wurde. Und wenn sie auch beim jubelnden Fortissimo noch locker und wohlklingend die Töne halten konnte.
Stefan Kellerbauers Tenor war in den Höhen noch kräftig und locker, als er solistisch Albert Hay Malottes „The Lord’s Prayer“ vortrug oder mit seiner Partnerin „The Holy City“ durch stimmliche Präsenz überzeugte. Florian Markel erbrachte eine Höchstleistung am Klavier. Er begleitete das Duo so vorzüglich, dass man ein Orchester gar nicht vermisste. Der Münchner Pianist spielte mit Hingabe und Leidenschaft den musikalischen Prolog zu Puccinis „Tosca“, den der Tenor mit der Arie „Cavaradossi“ krönte. Mit der „Musica Sacra“ war es vorbei, als beliebte Weihnachtslieder angestimmt wurden, die alle mitsangen. Als dann Stefan Kellerbauer die niederbayerische Weihnachtsgeschichte „Apfend, Apfend, der Bärwurz brennt“ vortrug, war Schluss mit traurig: „Viele Krippen sind langweilig, aber die unsere nicht, weil wir haben mordstolle Figuren darin. Ich habe einmal den Josef und das Christkindl auf den Ofen gestellt, damit sie es schön warm haben, und es war ihnen zu heiß. Das Christkindl ist schwarz geworden und den Josef hat es in lauter Trümmer zerrissen. Ein Fuß von ihm ist bis in den Plätzlteig geflogen und es war kein schöner Anblick.“ Als die letzten Takte von „White Christmas“ verklungen waren, verteilten die Kellerbauers mit Nikolausmützen kleine Schokoladenweihnachtsmänner. Immer wieder riefen die singenden Zuhörer die drei Künstler auf die Bühne, forderten Zugaben, und die „Stille Nacht“ endete mit einem Schunkellied und Tanz.
Von ANDREAS WELZ