Klassische Nacht mit mediterranem Flair

Konzert Das Sänger-Ehepaar Leona und Stefan Kellerbauer begeisterte, von Florian Markel auf dem Klavier begleitet, auf dem Dettinger Rathausplatz mit einer „Reise in den Süden“.

Dettingen Die Atmosphäre des lauen Sommerabends unter freiem Himmel mit Lindenbaum und altem Gemäuer der St. Georgs-Kirche bot den wunderbaren Rahmen für das Open-Air-Konzert „Eine Reise in den Süden“. Leona und Stefan Kellerbauer brannten ein Feuerwerk an Melodien ab und sangen sich ausdrucks-stark in die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Mit ansteckender Musizierfreude versprühte das Trio Urlaubsstimmung mit Opernarien und nostalgischen Schlagern im mediterranen Flair. Die akustischen Highlights wurden durch schauspielerisches Talent, köstliche Mimik, wechselnde Kostümierungen und die schön dekorierte Bühne bereichert. Alles passte! Sogar das Wetter spielte mit beim zweiten Gastspiel der sympathischen Künstler in Dettingen, das vom „Kultur-verein Ecce“ organisiert wurde.

Stefan Kellerbauer lädt das Publikum immer wieder ein, nach Herzenslust mitzusingen. Beide Sänger mischen sich mehrmals unters Publikum, das am Ende des Konzerts mit nicht enden wollendem Applaus die Musiker zu fünf Zugaben zwingt – sozusagen als zusätzliches Programm –, die sie auch bereitwillig geben.

Hohe Kunst in höchsten Lagen

Leona Kellerbauer brilliert durch hohe Gesangskunst in Opernarien von Donizetti und Verdi, die sie zum Teil im Duett mit ihrem Mann darbietet (La Traviata). Mit angenehmer kristallklarer Stimme klettert sie in höchste Lagen, doch ist diese auch in der Tiefe und in gefühlvollen lyrischen Abschnitten noch tragend. Die Sopranistin besticht durch großartige Stimmakrobatik im „Barbier von Sevilla“, wo auch bei schwierigsten Koloraturen jeder Ton sitzt. Dabei demonstriert sie spanisches Tempe-rament, verzaubert stetig lächelnd das Publikum, und auch die passende erotische Ausstrahlung lässt nicht auf sich warten in Franz Lehárs „Meine Lippen, sie küssen heiß“. Ihr Ehemann Stefan Kellerbauer überzeugt als Tenorsolist in Liedern wie „Freunde, das Leben ist lebenswert“, „Amapola“ und „Granada“. Seine Stimme ist ausdrucksstark und ausgewogen.

Florian Markel entlockt seinem Flügel in Vor- und Zwischenspielen virtuose Klänge. Seine pianistischen Fähigkeiten garniert er gelegentlich mit deftigem Zugriff, einige Patzer in schnellen Passagen bleiben nicht aus. Immer wieder zieht er auch sehr sensible Saiten auf und kreiert in dynamischem und durch extreme Temposchattierungen ausgefeil-tem Zusammenspiel mit der Sopranistin Momente voll intimer Intensität.

Die 13-jährige Tochter des Ehepaars Kellerbauer, Isabella, beeindruckt auf der Geige im „Csárdás“ von Vittorio Monti mit flinken Fingern, rasanten Läufen und sauberen Tönen in allen Lagen.

Das in der Tanz- und Unterhaltungs-musik allgegenwärtige „Besame mucho“ wirkt durch die sehr gelungene Version als Duett für Sopran und Tenor keinesfalls abgedroschen. Stimmlich brillant, leiden-schaftlich und in gefühlvoller Überein-stimmung trifft es ganz den Geschmack des Dettinger Publikums, das offenbar den „Mainstream“ liebt. In diesem Sinne ist auch das dramatisch mitreißende und anrührige Medley aus Chianti-Wein, O sole mio und Verdi-Liedern eine gute Wahl. Nicht zuletzt durch humoristische und szenische Einlagen und die Mitwirkung der versierten Nachwuchs-sängerin Isabella setzen die Münchner einen abwechslungsreichen Schlussak-kord des Konzerts, bei dem auch wieder das mitsingende Publikum Anteil hat.

Von Hans-Günther Driess

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