Liebesduette mit viel Herz

Sängerpaar Kellerbauer sorgt mit Streifzug durch Musical-Geschichte für beschwingten Abend

Sie sind ein fantastisches Publikum“, wandte sich Sänger Stefan Kellerbauer an die zahlreichen Zuschauer in der ehemaligen Synagoge. Nicht nur einer war seiner Aufforderung gefolgt, sich beim Mitsingen oder -summen nicht zurückzuhalten.

Kellerbauer war gerührt, dass so viele bei Leona Kellerbauers Darbietung von „Don?t cry for me Argentina“ aus dem Musical „Evita“ mitgesummt hatten. „Das war so schön, der Klang, der da drunter lag“, schwärmte der Tenor.

 

Nacht der Musicals

Vergangenen Samstag war eine besondere Nacht, die „Nacht der Musicals“ in der Synagoge. Sogar an ein passendes Set hatten die Sänger Leona und Stefan Kellerbauer und ihr Pianist Florian Markel gedacht und gaben mit ausgewählten Requisiten und Kostümen den unterschiedlichen Stücken einen passenden Rahmen.

Neugierig betrachtete das Publikum vor Beginn des Konzertes die Bühne, die sonst eher puristisch anmutet. Doch der Tüll, die Blumen, die Kerzen, die nostalgischen Stühle – sie weckten eine Erwartung, derer das Trio gerecht wurde.

Tatsächlich nutzten sie die ganze Bühne. Leona Kellerbauer platzierte sich sogar für „Die Moritat von Mackie Messer“ auf dem Flügel. Auf dem Programm standen einige große Namen des Genres, darunter Andrew Lloyd Webber, Leonard Bernstein, Frederick Loewe.

 

Nicht nur Evergreens

Überraschenderweise wählte man aber nicht nur die bekannten Evergreens, sondern brachte auch in solchen Formaten seltener gespielte Stück wie „Glitter and be gay“ aus Bernsteins „Candide“ oder „The Girl in 14G“ auf die kleine Bühne, sehr zur Freude des Publikums, das von Leona Kellerbauers Gesangskunst beeindruckt war.

 

Echte Nähe beeindruckte

„Glitter and be gay“ war wie gemacht für die Sopranistin, die sich zu glasklaren Koloraturen ganz ihren Schmuckstücken hingab. In „The Girl in 14G“, das ursprünglich für Kristin Chenoweth geschrieben wurde, zeigt sie, wie geschickt sie dabei auch zwischen den verschiedenen Gesangsstilen wechseln kann.

Auch die Duette funktionierten hervorragend, besonders hervorzuheben das Eingangslied „All I ask of you“ aus dem „Phantom der Oper“ und „Tonight“ aus der „West Side Story“.

Die Duette begeisterten das Publikum, zumal es natürlich wusste, dass die Nähe nicht gespielt war, da beide miteinander verheiratet sind.

Crooner-Songs in der Tradition Frank Sinatras wie „My way“ stehen Stefan Kellerbauer und seiner hellen Tenorstimme am besten, hier klingt sie sehr vielschichtig und rund.

 

Stilecht mit Handschuhen

Für „Weil ich weiß, in der Straße wohnst du“ aus „My Fair Lady“ hatte er sich stilecht noch weiße Handschuhe und einen schwarzen Hut übergezogen und wandelte rastlos wie Freddy im Stück auf der kleinen Bühne hin und her.

Auch mit „Maria“ aus „West Side Story“ überzeugte er. Mit dem Pianisten Florian Markel haben die beiden Sänger einen kompetenten Begleiter, der genau auf die Sänger zu hören vermochte, kleine Unebenheiten im Timing der Sänger ausglich und den Flügel deutlich zu Wort kommen ließ, wo es ihm gebührte. Gar zu oft verschwinden die Pianisten im Hintergrund, mit starkem Spiel wusste Markel aber immer wieder musikalische Ausrufezeichen zu setzen.

 

Stimmungssprung

Mit der Zugabe, die bei anderen Konzerten als kleines Sahnehäubchen oder Ausklang gedacht ist, machte aber dieser Konzertabend noch einen gewaltigen Stimmungssprung nach vorn. Bisher hatte das Publikum sich entspannt zurückgelehnt.

Doch in den letzten 30 Minuten bewies vor allem Stefan Kellerbauer Entertainer-Qualitäten.

 

Überschwenglich und fröhlich

Das Publikum sang von ihm angeleitet „Cielito lindo“, wenige Minuten später tanzten auch schon Paare durch den schmalen Gang und auf der Bühne, die Menge schunkelte und klatschte in famoser Samstag-Abendstimmung. Ein überschwänglich-fröhlicher Ausklang eines Konzertes.

 

Von DENISE BURKHARDT
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