Herrliche Lieder in Wiener Melange

Das Ehepaar Leona und Stefan Kellerbauer begeisterte im Kulturbahnhof

Neumarkt-St. Veit – Wer den Sonntagnachmittag trotz des Sonnenscheines im Neumarkter Kulturbahnhof verbrachte, der konnte bei Kaffee und Kuchen einen Gesangsnachmittag erleben, wie er so wohl selbst in großen Häusern nicht besser sein kann: Nach elfjähriger Pause kamen die zwei begnadeten Interpreten der „leichteren“ Musik wieder in die Rottstadt, wo sie für ein überschaubares Publikum Arien und Duette aus bekannten Operetten vortrugen.

Aber auch Wiener Lieder von Fritz Grothe, Fred Raymond oder Rudolf Sieczyinski und anderen kamen zum Vortrag. Jedes Lied des Programms war ein Ohrwurm.

Stefan Kellerbauers Tenor ist gerade in den Höhen noch kräftig und locker, wenn er solistisch Robert Stolz‘ „Frühling in Wien“ oder Carl Zellers Arie aus dem Vogelhändler singt, oder gar Gräfin Mariza aufforderte „Grüß mir mein Wien“. Im Duett mit Gattin Leona hatte er oft genug Gelegenheit, seine Stimme schmeichelnd als Untermalung oder kräftiger als Stimmführer einzusetzen.

Leona Kellerbauers Singtechnik ist atemberaubend, wenn sie in allen Sopranlagen das Pianissimo so in den Saal haucht, dass es im hintersten Winkel noch gehört wird. Und wenn sie auch beim jubelnden Fortissimo noch locker und wohlklingend die Töne lange anhalten kann. Ihre Soli bei Liedern von Robert Stolz, Johann Strauß und Nico Dostal waren schlicht Kunstwerke.

Beide Sänger brauchten kein Mikrofon, und so kamen die Töne ehrlich und störungsfrei zum Publikum, das schon vom ersten Lied an dem Gesangsduo bedingungslos ergeben schien.

Der berühmte Funke zündete bei jedem Vortrag und immer wieder hörte man auch im Saal verzweifelt kleine Versuche des leisen Mitsingens. Die Stimmung war einfach ideal, sodass die Künstler zuletzt noch drei Zugabenwünsche erfüllten.

Auch Pianist Florian Merkel, der alle Lieder am Flügel sehr sensibel begleitete, hatte seine Freude an diesem Nachmittag. Solistisch zeichnete er sich in dem langen Vorspiel zum Kaiserwalzer aus, und als die Sänger bei Strauß‘ „Wiener Blut“ sogar singend mit dem Publikum tanzten, da stimmte die Eintracht zwischen dem Beherrscher des Flügels zu den Sängern auch ohne Blickkontakt.

Nach rund zwei Stunden endete die Wiener Melange, und die Künstler wirkten in den sich anschließenden Gesprächen mit ihren Anhängern keineswegs erschöpft. Dank ihrer perfekten Technik hätten sie noch stundenlang weitersingen können.

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