„Verkaufte Braut“: Opernglanz mit Comedy-Charme

Smetanas klassische Brautschau in multikultureller Besetzung- Stimmgewaltiges Ereignis

Seit vier Jahren gehört Stefan Kellerbauer die schöne Braut und trotzdem hat er seine Leona kurzerhand verkauft; aber gottlob nur auf der Bühne des Stadtsaals für die Präsentation musikalischer Highlights aus Smetanas „Die verkaufte Braut“. Die Zuschauer des gut gefüllten Saals, ließen sich am Freitagabend von kultivierten Stimmen, moderatem Piano und witzigen Sprüchen verwöhnen. Der Münchner Tenor Stefan Kellerbauer und seine tschechische Gattin Leona (Sopran) kabbelten sich als „klassisches“ Liebespaar vor gemütlicher Dorfkulisse in allen Tonlagen. Ihr Programm der gehobenen Unterhaltung ist so einfach wie genial. Duette, Arien und Rezitative werden mit flapsigen Sprüchen und pfiffigem Charme vom Kabarettisten Philipp Sonntag zur Geschichte verflochten. Mühelos und entspannt folgt man seiner geschliffenen wie auch komödiantischen Verbalakrobatik. Nicht zu Unrecht bezeichnet er die Mit wirkenden als „multikulturelle, internationale Truppe“. Einen instrumentalen Klangteppich webt auf weißen und schwarzen Tasten der vielfach ausgezeichnete russische Pianist Mikhail Berlin und mit wohlgerundetem Bass, humorvoll gefärbt, füllt der Japaner Minari Urano bestens die Rolle des Heiratsvermittlers Kecal. Ein bezauberndes Paar sind Leona und Stefan Kellerbauer im richtigen Leben genauso wie auf der Bühne, auch wenn sie sich wegen des listigen „Brautverkaufs“ vorwiegend temperamentvolle und hitzige Szenen liefern. Frisch verliebt klingen noch die Duette „Jako matka“ und „Verné milováni“. Amüsante Sangesproben, garniert mit ulkiger Clownerie liefert Stefan Kellerbauer als heiratswilliger, aber tollpatschiger Wenzel, mit galantem Schmelz umwirbt er dagegen die Herzensdame „Marie“ in der Rolle des undurchsichtigen aber heiß begehrten Hans. Piano und Forte im Wechsel des Verwirrspiels. Volumenreichen, klaren Sopran schleudert die zierliche Leona Kellerbauer als scheinbar geprellte „Marie“ dem Herzensbrecher entgegen, kristallin und zart spiegelt ihre bemerkenswerte Stimme die zerrissenen Gefühle der „verkauften Braut“ in einer ergreifenden Arie: „Och! Jakýzal.“ Derweil verhandeln Hans und Kecal lustig im Duett „Ich kenn ein Mädel…“. Doch List und eine Portion Vertrauen sorgen für ein HappyEnd, das im stimmgewaltigen Finale aus Bass, Sopran und Tenor ausklingt. Das Publikum erlebte Ohrenschmaus und Augenweide in humorvollem Rahmen – eine erfrischende Mischung in der oftmals öden Unterhaltungslandschaft.

Von Sylvia Kuhnert

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