Mitreißende Melodien aus dem Süden

Sopran Leona Kellerbauer, Tenor Stefan Kellerbauer und Pianist Florian Markel begeisterten das Konzertpublikum in Bad Füssing

Dass die Konzertbesucher, Einheimische wie Kurgäste, die zu Beginn der Veranstaltung eher bedeckt und verhalten in ihre Sitze gedrückt saßen, sich im Kursaal am Ende gar zu stehenden Ovationen hinreißen lassen würden, das war dann eigentlich weniger zu erwarten gewesen. Vielleicht schienen die auch selber am meisten überrascht, wie man denn über anderthalb Stunden und länger einfach mitgenommen worden war von dem Trio da auf der Bühne, hinein getragen in „Eine Nacht im Süden“ von Sopran, Tenor (Leona und Stefan Kellerbauer) und einem sensitiven Mann (Florian Markel) am Klavier: „Melodien von Neapel bis Granada“ kämen zur Aufführung stand im Programmheft. Allerdings konnte auch da das Programmheft noch nicht wissen, dass das eine oder andere während des Konzerts sich verselbstständigen werde, Elemente der Stimmung, der Atmosphäre, Befindlichkeiten der Menschen im Saal, Reaktionen auf dieses oder jenes. Duette, Soli, die eine oder andere Moderation des Tenors, Kellerbauer, der offenbar anzukommen schien beim Publikum. Musiken, deren Texte, in italienischer, spanischer Sprache, sie dominierten. Italien war das Sujet im ersten Teil, Spanisches gab ́s danach. Weich präsentiert sie, die Sängerin, zu Beginn, in leisen Cremafarben, rosa und blumig, mit Aufwand genäht, die Stoffe ihrer gleichwohl luftig lasziven Robe. Verwoben erscheint solches geradezu mit der koloraturenreichen Arie der Norina, Schwarz glänzendie Spitzen des Schultertuches, und flammend rot hingegen nach der Pause die Vollants des rassigen Flamencokleides, die Blume im Haar, feuerrot das Outfit der männlichen Akteure: Kellerbauer, der mit strahlend herrlicher Stimme Granada singt, und Pablo Sorozabals Arie des Leandro. Feuerrot bedresst nicht minder intoniert exzellent am schwarzen BösendorferFlügel der Münchner Pianist Florian Markel den bedeutendsten Vertreter des spanischen Musiktheater, der „Zarzuela“, Tomas Breton. Tomas Breton gibt ́s auch im Duett der Sänger an diesem Abend; und den Francesco Pablo Tosti hat der Tenor solo dabei im Repertoire. Lehár und Donizetti, „Don Pasquale“ und „L`elisir d ́amore“ stand auf dem facettenreichen Programm. Hinreißend interpretiert hat das die Sopranistin Leona Kellerbauer. Viel bewundert offensichtlich wird sie, eine charmante, dunkelhaarige Frau mit liebenswert natürlicher Aura, von makellos graziler Gestalt und ebensolch begnadeter Stimme: filigran, ätherisch, glasklar das feine Tembre erfreut die Menschen im Saal. Heftig und lang der Applaus. Dass auch er oder sie an diesem Abend noch einen Walzer tanzen würde, das hätte wohl der oder die eine oder andere im Publikum nicht gedacht. Zwischen Bühne und Zuschauerraum wurde gen Ende nämlich getanzt. Die Sänger begaben sich unter die Besucher und forderten sie zum Tanz. Unter Gesang und Gelächter und einer Menge Standing Ovations ging es dahin: „Tanzen möchte ́ ich“ erklang es, und das „Trinklied“ aus „La Traviata“. Selber hatte Kellerbauer ein Lied über den Sangria komponiert und auch beteuert, dass die Flasche Roten, die er eingangs zum Duett mit Adina bei sich führte, allein Donizettis „Liebestrank“ enthalte. Und diejenigen, denen während des Konzerts „danach ist“, einfach mitzusingen, das hatte der Sänger gleich zu Beginn empfohlen, die müssten sich keinesfalls zurückhalten. Glücklicherweise befolgte das jedoch niemand. Erst am Ende, nach nochmaliger Aufforderung. Und ungeachtet dessen, dass der Fasching vorbei, befand der Tenor, dass die Besucher sich unterm Singen doch beim Nachbarn einhaken möchten; so wurde geschunkelt, kräftig mitgesungen und gelacht, bis das Publikum die Interpreten erst nach mehrmaligen Zugaben entließ.

Von Marita Pletter

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