Bravissimo den Kellerbauers

“Italienische Nacht” im Kurhaussaal

Leona und Stefan Kellerbauer. An begeisterten Bravi, die sich zum Bravissimo steigerten, mangelte es nicht. „Im Zeichen der Liebe“ hatten die tschechische Sopranistin und der Münchner Tenor als gemeinsam arbeitendes Paar zueinander gefunden. Leona und Stefan sind seit vier Jahren miteinander verheiratet und traten an ihrem Hochzeitstag („Job ist Job“, meinte Leona) in Berchtesgaden auf. Sie zeigten dem Publikum, dass sie zusammen gehören und einander mögen. Begleitet wurden sie von dem russischen Pianisten Mikhail Berlin.Er bereicherte mit mehreren Soli das Programm.

Der Abend begann mit Donizettis bezaubernden Melodien und dem ebenso bezaubernden Duett „Esulti pur la Barbara“ aus dem „Liebestrank“. Leona Kellerbauer, kokett mit dem Sonnenschirmchen spielend, als junge, reiche Pächterin Adina und Stefan Kellerbauer als der in Adina verliebte Landmann Nemorino, verströmte das Paar übermütige, sprühende Laune mit einer gelungenen Personencharakterisierung: das KapriziösHeitere der Adina und das SchwerfälligSchwärmerische des Nemorino. Vor allem genoss man die makellose Gesangstechnik des Paares. Stefan Kellerbauer hat eine kräftige und doch warme Stimme, und Leona Kellerbauer bietet nicht nur bei dieser Partie ein immer wieder begeisterndes Koloraturfeuerwerk.Nach Donizetti Puccini und Verdi Donizetti dominierte mit dem „Liebestrank“ und „Don Pasquale“ das Programm des ersten Teiles. Noch einmal erklang ein Duett von Adina und Nemorino, das „Una parola, o Adina“, mit dem der eifersüchtige Nemorino Adina bittet, seine Liebe zu erwidern. Leona Kellerbauer erfreute mit der koloraturreichen Arie der Norina „Quel quardo il cavaliere“ nicht nur stimmlich, ebenso in der Chrarakterisierung der ratlosen Norina, die einen Brief von Ernesto er halten hat. Keine „italienische Nacht“ ohne Puccini und Verdi. Leona Kellerbauer erfreute mit der Arie der Lauretta „O mio babbino caro“ aus Puccinis „Gianni Schicchi“. Nicht minder schön die Arie des Herzogs “Questa o quella…” aus Verdis “Rigoletto” und das Duett Violetta / Alfredo “Libiamo” aus “La Traviata”. Im zweiten Teil des Abends brachte Stefan Kellerbauer aus Puccinis “Manon Lescaut” die Arie des Chevalier Des Grieux, der Manon dem Einfluss ihres Bruders entziehen möchte. Besonderer Beifall galt dem Duett „Parigi, o caro noi lasceremo“, wo Alfredo die in seinem Arm sterbende Violetta um Vergebung bittet. Bewundernswerte Kehlkopfakrobatik für Leona Kellerbauer wiederum bei der Arie der Margherita aus Boito „Mefestofele“.

Mikhail Berlin als Begeisternder Klaviersolist Der russische Pianist Mikhail Berlin war Stefan und Leona Kellerbauer nicht nur ein einfühlsamer Begleiter, er begeisterte auch als Solist.

Zum Kunstgenuss wurde (trotz des sich störend bemerkbar machenden Knarrens des anscheinend durch den heißen Sommer ausgetrockneten Klavierhockers) die „Arabesque CDur op. 18“ von Robert Schumann. Träumerischpoetisch war Berlins Interpretation nicht nur schön, auch spannend mit den beeindruckend aufklingenen Feinheiten der Schumannschen Komposition. Mit großer Sensibilität, die das „Heldenstück“ verlangte, brachte Berlin die „Etüde CMoll op. 10 Nr. 12“, die Chopin beim Fall Warschaus 1831 schrieb. Komplettiert wurde die „Italienische Nacht“ durch Volkslieder. Stefan Kellerbauer, der übrigens in die Spuren seines Großvaters, des Baritons Fritz Kellerbauer, getreten ist, ließ mächtigklangvoll F.P. Tostis „Marechiare“ ertönen. Leona Kellerbauer gab ihren schönen Sopran für V. de Crescenzos „Rondine al Nido“. Fröhlichen Schwung vermittelte das neapolitanische Volkslied „Tiritomba“, ehe es mit S. Gastaldons „Musica Proibita“ ins Finale ging. Da auf dem kleinen, als Dekoration dienenden Tischchen noch die beiden Gläser standen, mit denen sich Leona und Stefan Kellerbauer als Violetta und Alfredo in „La Traviata“ aufforderten, „aus den Bechern der Schönheit zu trinken“, erhoben die beiden als Zugabe noch einmal die Gläser und ließen den Chiantiwein hoch leben. Bereits mit dem berühmten „Trinklied“ aus „La Traviata“ wies Stefan Kellerbauer darauf hin, dass man nicht der Opernpartie halber, sondern aus zwei anderen Gründen das Glas erhebe: weil das Paar Kellerbauer seinen vierten Hochzeitstag feiere und als Freude darüber, in Berchtesgaden sein zu dürfen, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte.

Von Ditta Gertler

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