Quer durch die Welt der Operette

Voller Saal trotz „FC Bayern–Pokalfinale“, Pfingstferien und schönstem Wetter

„Wenn Sie mitsingen wollen, dann halten Sie sich auf keinen Fall zurück!“ Mit diesen sympathischen Worten lud Tenor Stefan Kellerbauer sein Publikum ein, den Abenden mit bekannten Melodien aus Operetten von Lehár, Strauß und Kálmán nicht nur zuhörend zu erleben, sondern mitzugestalten. Gemeinsam mit Ehefrau Leona sowie Florian Markel am Klavier riss Kellerbauer in einem fabelhaften Konzert die Zuhörer zu Beifallsstürmen hin.

Ein wenig Sorge hatte Kulturmanagerin Carolin Fritz-Reich ja schon. Ob mitten in den Pfingstferien genügend Publikum zum Konzert nach Wechterswinkel kommt? Und das auch noch an einem Abend, an dem Bayern München im Pokalfinale spielt. Doch die Sorge war unbegründet. Der Programmtitel „Operettenzauber“ lockte das Publikum in reicher Zahl in den Festsaal des Kulturzentrums. Die Zuhörer sollten einen verzückenden Abend voller Evergreens der Operettenliteratur erleben. Melodien, die auch heute noch fast jeder mitsingen oder zumindest mitsummen kann. Wozu es im Festsaal reichlich Gelegenheit gab.

Stehende Ovationen und nicht weniger als vier Zugaben! Das Publikum spart in Wechterswinkel nie an Applaus, aber Leona und Stefan Kellerbauer wurden gemeinsam mit Florian Markel geradezu mit Beifall überhäuft. So freudetrunken vor Musik hat man das Publikum im Festsaal noch selten erlebt. Was besonders an der spielerischen Art des Gesangsehepaares aus München und der gleichsam spielerisch-leichten Begleitung am Klavier lag.

Im „Schwalbenduett“ aus Emmerich Kálmáns „Csardasfürstin“ zeigten die Kellerbauers erstmals ihre ganze Klasse. Hinreißend das Duett „Lippen schweigen“ aus Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“. Leona Kellerbauers für die Operette prädestinierte Sopranstimme begeisterte ebenso wie die vielseitige und kraftvolle Stimme ihres Mannes Stefan. Witzig die Arie „Ich bin die Christel von der Post“ von Carl Zeller aus der Operette „Der Vogelhändler“, gesungen von Leona Kellerbauer.

Mit dem auffordernden „Komm Zigán“ aus der Operette „Gräfin Mariza“ von Kálmán lud Stefan Kellerbauer Pianist Florian Markel zu Höchstleitungen ein. Überhaupt Markel. Der mit Preisen hoch dekorierte Pianist, der unter anderem auch mit Cello-Weltstar Sol Gabetta musiziert, machte das Spielchen rund um die lustigen Operetteninhalte geradezu brillant mit. Genauso heiter, genauso leicht wie die beiden Sänger spielte Florian Markel Klavier.

Im zweiten Teil machten die Drei einen Ausflug in die Welt der spanischen Operette und konnten auch hier überzeugen. Das „Donde vás con manton“ aus der Operette „La Verbena de la Paloma“ von Tomás Breton war ein weiterer Höhepunkt des Abends, bevor es wieder in die deutschsprachige Musikliteratur zurück ging. Dann aber richtig in „Dein ist mein ganzes Herz“ aus dem „Land des Lächelns“ von Lehár, gesungen von Stefan Kellerbauer und „Mein Herr Marquis…“ aus Strauß‘ „Fledermaus“ mit Leona Kellerbauer. Hinreißend.

Was dann zum Ende folgte, war ein einziger Triumphzug der drei Musiker. Vom „Engelduett“ aus Kálmáns „Csardasfürstin“ bis hin zum feiernden Schlager „Ja, ja, der Chiantiwein“ von Gerhard Winkler machten Leona und Stefan Kellerbauer das, was sie im Programm versprochen hatten: Sie verzauberten ihr Publikum. Ein Wiedersehen nach solchen Jubelstürmen sollte hoffentlich bald zur Gewissheit werden. Im Repertoire haben die Drei noch eine ganze Reihe weiterer Programme.

Von Stefan Kritzer

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